Hagia Sophia, Istanbul

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Hagia Sophia

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Die Hagia Sophia (aus dem Griechischen Αγια Σοφια "heilige Weisheit") oder Sophienkirche, heute Ayasofya Camii Müzesi, in Konstantinopel (heute Istanbul, Türkei) war zunächst die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, dann – gleich gegenüber dem Topkapı-Palast  7  gelegen – die Hauptmoschee der Osmanen. Ihr Bau war von hoher Bedeutung für die frühe orthodoxe Christenheit und das Byzantinische Reich und ist zudem das erste Beispiel einer spezifisch byzantinischen Architektur. Die Hagia Sophia war Jahrhunderte lang die größte Kirche der Welt und später unerreichtes Vorbild vieler Moscheen im Osmanischen Reich.

Geschichte

Schon unter Kaiser Konstantin I. wurde mit dem Bau der Kirche um 325 begonnen, vollendet wurde er unter Konstantius II..

Die Kirche brannte im Juni 404 bei einem Aufstand der Anhänger des Patriarchen von Konstantinopel, Johannes Chrysostomos, nieder, als dieser durch Kaiserin Eudoxia abgesetzt worden war. Von Theodosius II. am gleichen Ort wieder aufgebaut, wird sie 532, kurz nach Beginn der Herrschaft von Kaiser Justinian I., erneut ein Brandopfer, der durch den so genannten Nika-Aufstand gegen den Kaiser entfacht worden war. Bereits wenige Wochen danach beginnt der Aufbau einer neuen, mächtigeren Kirche, deren Form Justinian im Traum offenbart worden sein soll. Er wollte eine Kirche stiften, "die seit Adam nicht existierte und auch nicht mehr existieren würde". Zehntausende Arbeiter standen unter Befehl des Architekten Anthemius von Trelles und des Mathematikers Isidorus von Milet. Innerhalb von nur fünf Jahren wurde sie am 26. Dezember 537 fertig gestellt und eingeweiht. Der Kaiser konnte der Überlieferung nach bei der Einweihung nicht Herr über seine Erregung werden. Er fuhr mit seinem durch Pferde gezogenen Triumphwagen hinein, dankte Gott und rief laut, dass er König Salomo, den Erbauer des Jüdischen Tempels, übertroffen habe. Am 7. Mai 558 stürzte die Kuppel bei einem Erdbeben ein, wurde aber in den folgenden Jahren in ihrer heutigen Form wieder hergestellt. Auch später sollte sie Schwierigkeiten machen: 989 und 1346 zerbrach sie zumindest teilweise. Stützende Zusatzmauern wurden aus statischen Gründen außen an der Kirche angebracht, behindern aber den ungetrübten Blick auf den Bau. Wegen ihrer immensen, nahezu schwerelos über dem freien Hauptraum
schwebenden Kuppel galt sie in der Spätantike als achtes Weltwunder.

Nur während der lateinischen Besetzung in den Jahren 1204 bis 1261 diente das Gotteshaus venezianischen Geistlichen als römisch-katholische Kirche, sonst war es dem orthodoxen Ritus geweiht.

Als am 29. Mai 1453 die Osmanen unter Sultan Mehmed II. Fatih (dem Eroberer) die Stadt einnahmen, soll dieser bereits am Nachmittag des Tages den ersten moslemischen Gottesdienst abgehalten haben. In den folgenden Jahren wurde die Kirche zur Moschee umgewandelt, wobei man danach trachtete, möglichst wenig zu zerstören. Christliche Insignien wurden durch moslemische ersetzt, die Ikonen entfernt, die Mosaiken innerhalb der Kirche wegen des Bilderverbotes im Islam unter Putz gelegt, Kreuze gegen den Halbmond ausgetauscht. Der äußere Eindruck der Kirche wurde vor allem dadurch verändert, dass man neben dem Gebäude vier Minarette errichtete. Im Laufe der Zeit wurden immer prächtigere muslimische Ergänzungen hinzugefügt.

Die Hagia Sophia diente bis 1932 als Moschee. Auf Anregung Atatürks, des ersten Präsidenten der jungen Republik Türkei, wurde sie in das heute bestehende Museum umgewandelt und die typisch byzantinischen Mosaiken wieder freigelegt. Um den Protest von Muslimen zu mildern, wurden einige Zeit später große, arabisch beschriftete hölzerne Rundschilder aus dem 19. Jahrhundert mit den Namen Muhammads und der ersten vier Kalifen im Gebäude angebracht. Man bemühte sich um die Wiederherstellung des byzantinischen Zustandes ohne den muslimischen zerstören zu wollen.

Aufbau und Ausstattung

Vor dem Eingang in die Kirche sind noch einige Fundamente des Baus aus dem 5. Jahrhundert und des Glockenturms des Lateinischen Reiches (13. Jahrhundert) zu sehen. Die Grundfläche des Gebäudes bildet ein Rechteck von etwa 70 x 75 Metern. Die Kirche hatte zwei Vorhallen im Westen, den Narthex und den äußeren Exonarthex. In diesem sind noch einige nichtfigürliche Mosaiken aus Justinians Zeit erhalten. Fünf – inzwischen vermauerte – Tore führten aus dem Atrium in diese Halle, fünf weitere von hier in den Narthex. Über dem mittleren der Tore findet man ein Mosaik aus dem 10. Jahrhundert, das die Kaiser Konstantin und Justinian zeigt, die der thronenden Maria mit dem Christuskind eine Stadt (Konstantinopel) und eine Kirche (die Hagia Sophia) darbringen. Das beeindruckendste Mosaik des Narthex zeigt den Thronenden Christus über dem Kaisertor, dem mittleren der neun Eingänge in das Hauptschiff. Dieses war allein dem Herrscher vorbehalten, sein Türrahmen ist aus Bronze.
Der Hauptraum wird durch die rund 56 Meter hohe Kuppel beherrscht. Die Grundfläche beträgt 7.570 m², was etwa einem Fußballfeld entspricht. Hinzu kommen im Westen und Osten kleinere Halbkuppeln und weitere muschelförmige Kuppeln. In den Zwicken sind sechsflügelige Engel dargestellt. Die Apsis hat Mosaiken aus dem 9. Jahrhundert: eine thronende Muttergottes mit Kind, rechts davon den Erzengel Gabriel, links Michael. Die Hauptkuppel, die Halbkuppeln, die Gewölbe des Narthex, die Seitenschiffe und die Emporen – eine Fläche von über 10.000 m² – waren ursprünglich mit goldgrundierten Mosaiken bedeckt. Im Süden steht der Mihrab, im Mittelschiff rechts vor der Apsis der Minbar, links die Sultansloge aus dem 18. Jahrhundert. Auf den Emporen, die bei den Byzantinern wie den Türken den Frauen vorbehalten waren, erkennt man noch Reste der alten Mosaiken: Auf der Nordempore das Bild Kaiser Alexanders (912/913, auf der Südgalerie ein Mosaik mit Kaiserin Zoe und ihrem Gemahl Konstantin IX., daneben ein Mosaik des Kaisers Johannes II. Komnenos mit Kaiserin Irene und Kronprinz Alexios, die der Gottesmutter samt Kind Gaben reichen. Das prachtvollste Mosaik ist ein Andachtsbild, eine Deesis, aus dem 14. Jahrhundert, das Jesus mit Maria und Johannes dem Täufer zeigt. Es ist größtenteils zerstört, die Gesichter blieben jedoch erhalten. Von der Empore hat man einen guten Blick auf die 7,5 Meter Durchmesser aufweisenden Holzschilder mit den heiligsten Namen des Islam. Sie stammen aus der Zeit von 1847 bis 1849, als die Schweizer Architekten Gaspare und Giuseppe Fossati von Sultan Abdülmeçid I. mit einer gründlichen Restaurierung der Moschee beauftragt wurden.

Für die prachtvollen Verkleidungen der Säulen und Wände wurden seltene Marmorintarsien aus allen Teilen des Reiches verwendet.

Die Hagia Sophia hat vier Minarette. Das früheste stammt bereits aus der Zeit Mehmeds des Eroberers. Das kannelierte Minarett ließ sein Sohn Bayezıd II. (1481-1512) erreichten, die übrigen Selim II. im 16. Jahrhundert.

Im Hof sieht man zahlreiche archäologische Funde, einen Moscheebrunnen sowie vier Herrschergräber, so genannte Türben, in denen Sultane, Prinzen, Prinzessinnen und Sultansgattinnen beigesetzt wurden: Selim II., Murad III., Mehmed III., Mustafa I. und Ibrahim.

Die Pläne dieses bedeutenden Bauwerkes und heutigen UNESCO-Weltkulturerbes blieben für immer verschollen. Seit hunderten von Jahren versuchen Fachleute zu ergründen, wie es den Wissenschaftlern und Künstlern im 6. Jahrhundert gelungen war, eine frei schwebende nahezu 56 Meter hohe Kuppel von 31 Metern Durchmesser auf nur vier Säulen zu errichten. Berücksichtigt man die in der Spätantike verfügbaren technischen Möglichkeiten, so gilt sie noch heute für viele Fachleute als eine der kühnsten Konstruktionen von Menschenhand. "Das entscheidende Erlebnis beim Eintritt durch die Kaiserpforte in den Hauptraum, der sich sogleich in voller Weite und Höhe bis zum Scheitel der riesigen Kuppel frei überschaubar darbietet, ist die Unmöglichkeit, ein eindeutiges Verhältnis zu den Dimensionen und eine gültige Bestimmung der Proportionen zu finden. Dieses von den Erbauern beabsichtigte Phänomen ergibt sich aus der räumlichen Struktur, der scheinbaren Schwerelosigkeit der Kuppel, und der verwirrenden Fülle direkter und indirekter Lichtführung" schreibt Marco Polo.
Der Schweizer Kunsthistoriker Volker Hoffmann aus Bern hat inzwischen mit Hilfe modernster 3-D-Lasertechnik das Konstruktionsprinzip der einstigen Kathedrale entschlüsselt.
Zusammen mit seinem Mitarbeiter Nikolaos Theocharis entdeckte er einen so genannten Mutterriss beruhend auf einem Doppelquadrat-Analemma als einheitlicher Entwurfsfigur. Demnach sind in der Hagia Sophia wohl keine bauplanrelevanten Punkte und Linien zu finden, die sich nicht mit geometrischer Logik aus diesem Mutterriss ableiten ließen. Das Seitenverhältnis der Doppelquadrate im Analemma beträgt nach Volker Hoffmann 1:1,06.

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